Dr. Frank Berger: „Inflation 1923. Krieg. Geld. Trauma"

„Die Mark sinkt immer weiter. Es ist unheimlich. Heute steht der Dollar über 1000 Mark! Der Schweizerfranken auf 200! Das Volk tut einem in der Seele leid. Man sieht das Elend förmlich um sich greifen […]“, schrieb die in Frankfurt lebende Schweizer Studentin Lilly Staudemann-Stettler im August 1922. Nichtsahnend, dass Ende des Jahres 1923 ein Dollar 4,2 Billionen Mark kosten sollte.

Das Krisenjahr der Hyperinflation wird nun 100 Jahre später vom Historischen Museum Frankfurt mit einer Sonderausstellung im Neubau des HMF bundesweit zum ersten Mal in den Blick genommen. Vom vom 3.5. bis zum 10.9.2023 ist im Historischen Museum Frankfurt die Ausstellung „Inflation 1923. Krieg. Geld. Trauma" zu sehen.

Die Ausstellung ergründet die Begleiterscheinungen und die vielfältigen Folgen der großen Geldentwertung von 1923 in Deutschland und stellt die Frage nach dem Zusammenhang von Krieg und Inflation – ein Thema mit hochaktuellen Bezügen. Die Vernichtung von Werten und die daraus resultierenden Versorgungskrisen, Produktionseinbrüche und zerstörten Existenzen waren traumatische Erfahrungen, die noch Jahrzehnte nachwirkten. Rentiers, Geldbesitzende, Angestellte und der Mittelstand mit seinen Ersparnissen verloren alles. Einzig der Staat blieb schuldenfrei zurück.

Dr. Frank Berger ist der Kurator der Sonderausstellung. Herr Berger wird die Begleiterscheinungen und die vielfältigen Folgen der großen Geldentwertung von 1923 in Deutschland mit besonderem Blick auf das Rhein-Main-Gebiet darstellen und nach dem Zusammenhang von Krieg und Inflation fragen. Er wirft einen regionalhistorischen Blick auf die Inflation und die Konzeption der Ausstellung. (eine Pressemeldung zur Ausstellung zum Download finden Sie hier.)

Christian Müller: Die Novemberpogrome in rheinhessischen Landgemeinden – eine vergleichende Regionalstudie

Vortrag am 6. Mai 2022, 19.30 Uhr Landesmuseum Mainz (Große Bleiche 49-51)

„Novemberpogrome 1938, das haben wir aber jetzt wirklich zur Genüge aufgearbeitet!“ wird sich manche(r) denken. – Nein, haben wir nicht! Das zeigt die Arbeit des jungen Historikers Christian Müller, die vom Historischen Verein Rheinhessen mit einem Förderpreis ausgezeichnet wurde.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Historischen Vereins Rheinhessen am 6. Mai stellt Herr Müller ab 19.30 seine Arbeit vor, die am Historischen Seminar der Uni Mainz als Masterarbeit angenommen wurde. So nüchtern der Titel ist, umso betroffener machen die Inhalte. Herr Müller schildert zum Teil minutiös die Ereignisse im November 1938 in zahlreichen rheinhessischen Gemeinden zwischen Ingelheim und Guntersblum. Er zeigt, wie der rassistisch begründete Antisemitismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts von den Nationalsozialisten nach 1933 staatlich legitimiert wurde. Seine vergleichende Perspektive macht deutlich, wie sich staatliche, von der SA gelenkte Maßnahmen mit dem Judenhass und der Habsucht lokaler Eliten verband. Am Beispiel des „Schandmarsches“ von Guntersblum wird unter anderem deutlich, wie Kinder indoktriniert und instrumentalisiert wurden. Dies macht auch 84 Jahre nach den Ereignissen noch betroffen.

Es wird sich lohnen, Christian Müller, der seinen Vortrag sicherlich mit selten gezeigten Bildern illustrieren wird, zuzuhören. Um Anmeldung wird gebeten (guntermahlerwein(at)aol.com, 06249/6394).